Artefakte von Motorrädern
In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren begann ich mit dem Bau von Artefakten in Motorradoptik. Keine Objekte zum Bewundern, sondern Formen zum Hinterfragen. Scheinbar Fahrzeuge, aber ohne jede Funktion. Nur eine Ausgangsidee, eine komprimierte Energie, wie eine noch nicht ausgedrückte Spannung. Schwebende Gebilde, die auf eine Enthüllung warten, die nie kommen wird. Die Proportionen entsprachen denen von echten Motorrädern, aber ohne Motor oder Bewegung. Einige lehnten an der Wand, andere standen auf Ständern, wie technische Modelle oder Reliquien. Alle mit der gleichen Gestaltungshypothese: ein fahrbereites, aber stillstehendes Fahrzeug zu evozieren. In der Schwebe. Eine Bewegung, die nie vollendet ist, eine Reise, die nie begonnen hat. Ich habe sie aus Blech gefertigt, geschnitten, gebogen und zusammengesetzt. Eine direkte Geste, ohne technische Details, wie eine Rückkehr zum Wesentlichen. Als wolle mein Werk sagen: Sucht nicht nach einfachen Antworten, es gibt keine endgültigen Lösungen. Die Bildhauerei ist keine Antwort, sondern eine Frage. Diese mit Rädern ausgestatteten und entfunktionalisierten Werke spielten auf eine verpasste Bewegung an. Mittel ohne Zweck. Und in dieser Lücke, zwischen der Erscheinung des Fahrzeugs und der Unmöglichkeit der Fahrt, öffnete sich ein Raum: ein Raum für Skulptur, für Gedanken, ein Ort, um innezuhalten und über die Unbeweglichkeit der Existenz nachzudenken. Ich habe sie nie als abgeschlossen betrachtet. Jede Ausstellung war ein Zwischenstopp, nie eine Ankunft. Wechselnder Ort, wechselndes Licht, wechselnde Lektüre. Sie sind nicht unbeweglich, aber sie sind auch nicht mobil. Sie sind ein Warten voller Möglichkeiten, ohne endgültige Antworten. Und genau dort möchte ich sein. Ich projiziere keine Objekte zum Anschauen, sondern Fragen, die Unbeweglichkeit in Warten verwandeln. In dieser Unbeweglichkeit liegt ihr Sein, ohne zu sein, ihr Werden, ohne jemals zur Vollendung zu kommen, wo es nie ein endgültiges "Ende" gibt, sondern einen Prozess im ständigen Warten, eine Reise, die nie wirklich beginnt. Eine Spannung, die in ihrer Unbeweglichkeit liegt, die nie statisch ist, sondern immer auf eine Bewegung wartet, die nie ganz vollendet ist.
U.C.
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